Mobilität der Zukunft startet jetzt

20.05.2025, 12:08 Uhr

Landkreis und VLP vernetzen Partner im „Kompetenzzentrum autonomes Fahren im ländlichen Raum“ und starten Pilotprojekt

Per App die individuelle Fahrt buchen, zum Haltepunkt navigiert werden, losfahren: Der Rufbus im Elektro-Fahrzeug gehört im Landkreis Ludwigslust-Parchim definitiv zum Alltag. Künftig kommt das Transportmittel allerdings ohne Fahrer. „Das ist unser Ziel für künftige Verkehre“, sagt Stefan Lösel, VLP-Geschäftsführer. Zukunftsmusik ist das Vorhaben jedoch nicht: Das erste Fahrzeug der Firma MOTOR Ai wurde im Rahmen des Auftaktworkshops zum „Kompetenzzentrum autonomes Fahren im ländlichen Raum“ am Montag (19. Mai 2025) feierlich in Ludwigslust vorgestellt.

Die Partner des Pilotprojektes stellten das erste Fahrzeug für das autonome Fahren im ländlichen Bereich in Ludwigslust vor. Foto: VLP

Autonome, bedarfsgerechte Verkehrsangebote, die im ländlichen Raum funktionieren und von Menschen angenommen werden, sind Inhalte des Pilotprojektes „ARuf-LUP“, welches der Landkreis Ludwigslust-Parchim mit seiner Verkehrsgesellschaft VLP jetzt auf den Weg bringt. „Wir beginnen im Juli dieses Jahres, den autonomen Rufbus im Bereich Hagenow auf den Echtbetrieb vorzubereiten. Das erste Fahrzeug dafür steht bereit und verfügt über die notwendige Zulassung für die Erprobungsphase“, sagt Stefan Lösel. Nach der technischen Erprobung will die VLP fünf autonome Fahrzeuge in das Rufbussystem integrieren.

Bevor die autonomen Fahrzeuge Fahrgäste bewegen, muss eine technische Infrastruktur errichtet werden. „Dazu definieren wir Betriebsbereiche, erstellen digitale Karten und richten virtuelle Haltepunkte ein. Die notwendige fachliche und juristische Begleitung des Vorhabens sowie eine gute Information der Menschen in unserer Region sollen Vertrauen und Begeisterung schaffen für die neuen Technologien, die jetzt Einzug halten“, so Stefan Lösel.

Für diese Aufgaben überreichte Staatssekretärin Ines Jesse aus dem Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit an die VLP einen Fördermittelbescheid über 700.000 Euro. „Mit der Förderung setzen wir ein zukunftsweisendes Signal für eine moderne, vernetze Mobilität im ländlichen Raum“, sagte Staatssekretärin Jesse. „Der Landkreis Ludwigslust-Parchim und die VLP sind Vorreiter bei i

nnovativen und bedarfsgerechten Mobilitätslösungen. Das Projekt ARuf-LUP ist ein weiterer Meilenstein in der Mobilitätsoffensive unseres Landes.“

Über weitere Fördergelder in Höhe von 2,4 Millionen Euro für die technische Erprobung und Integration, die Beschaffung der Fahrzeuge, die Errichtung der technischen Infrastruktur, technische Aufsicht, Wartung und Support verfügt die VLP bereits.

Und wie funktioniert das Ganze? Die Fahrzeuge übernehmen im genehmigten Betriebsbereich eigenständig die Steuerung. Eine externe technische Aufsicht begleitet den Betrieb gemäß den bundesrechtlichen Vorgaben. Für Qualität, Sicherheit und Transparenz der Level 4-Technologie sorgt das in Berlin ansässige Unternehmen MOTOR Ai GmbH. Es stellt die Fahrzeuge mit umfassendem technischen Equipment bereit und begleitet als Technologiepartner bei der Einführung. Denn: „Es braucht so viel mehr als nur Fahrzeug und Betriebsbereich“, unterstreicht Stefan Lösel. Vom Betriebsbereichsmanagement über KI-Assistenten, die sowohl Fahrzeuginnenraum als auch Straßenzustand überwachen, bis hin zu vorausschauender Planung hinsichtlich Events oder Wetter beispielsweise…

Um bereits 2028 den Regelbetrieb für autonome Rufbusse zu starten, bedarf es starker Partner. Die haben sich während des inspirierenden und vielfach gelobten Auftaktworkshops bei Vorträgen, Gesprächen und Diskussionen gefunden und für eine gemeinsame Idee weiter vernetzt. Auch darin findet sich für die VLP als kommunales Verkehrsunternehmen und Marke des Landkreises, wie Aufsichtsratsvorsitzender Christian Rosenkranz betonte, eine Zukunftsidee: „Unser Know-how steht für andere kommunale Verkehrsunternehmen zur Verfügung. Mit unseren Partnern wollen wir die Region, das gesamte Land voranbringen.“ Die ganztägige Veranstaltung zählte rund 100 Gäste aus Wirtschaft und Politik, aus Forschung und Kommunen. Der Appell aller Teilnehmer richtete sich an Unternehmen und Menschen, die Ideen haben und in diesem innovativen sowie gleichermaßen richtungsweisen Prozess mitwirken wollen.

Landrat Stefan Sternberg ist überzeugt, dass die neuen Angebote der VLP den Bedarfen im Landkreis gerecht werden. „Die VLP hat bereits viel entwickelt und auf den Weg gebracht. Wir sind Vorreiter in der Anbindung des dünn besiedelten ländlichen Raums an Zentren und weitere Verkehrsmittel. Mit der großen Flotte an elektrisch betriebenen Bussen sowie Rufbussen und der Schaffung der Ladeinfrastruktur bewegt sich das Unternehmen weiter in Richtung Zukunft. Die Umsetzung des Projektes autonomer Rufbus beweist erneut unsere Innovationskraft.“

Jetzt geht es darum, die im Kompetenzzentrum bestehende Begeisterung für autonomes Fahren mit den Menschen der Region zu teilen. Nach der Erprobungsgenehmigung und dem Probebetrieb mit einem Fahrzeug und einem Sicherheitsfahrer erwarten die Projektpartner 2026 die Betriebserlaubnis/Betriebsbereichsgenehmigung und möchten den Echtbetrieb mit fünf Fahrzeugen und Akzeptanzfahrern starten. 2028 sollen, sofern die jetzigen Aufgaben erfolgreich gemeistert werden, fünf autonome Fahrzeuge dann ganz ohne Fahrer unterwegs sein.